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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 45

1873 - Essen : Bädeker
45 zu überliefern. Die richterlichen Beamten haben den eines Ver- gehens Angeklagten in Untersuchung zu nehmen und nach Befund freizusprechen oder zu verurtheilen. Schwerere Vergehen aber, Ver- brechen, werden unter dem Vorsitze königlicher Richter vor Schwur- gerichten verhandelt, welche aus unbescholtenen Bürgern bestehen, die Geschworene genannt werden. Die Geschworenen haben nach Fest- stellung des Thatbestandes über den eines Verbrechens Angeklagten ihr „Schuldig oder Nicht schuldig" auszusprechen, worauf alsdann die richterliche Verurtheilung oder Freisprechung erfolgt. Zurauf- bewahrung der verurtheilten Verbrecher dienen die Zuchthäuser. — Die Obrigkeit im Staate soll dem Unrecht, dem Bösen, wehren und bildet daher den Wehrstand im weitern Sinne; aber der Wehr- stand im eigentlichen Sinne ist die bewaffnete Macht, das Militair, die Armee oder das Kriegsheer, welches aus dem stehenden Heere und aus der Landwehr besteht. Jeder wehr- hafte Preuße gehört 7 Jahre lang, in der Regel vom vollendeten 20. bis zum beginnenden 28. Lebensjahre, zum stehenden Heere — und zwar die ersten 3 Jahre bei den Fahnen, die letzten 4 Jahre in der Reserve — und die folgenden 5 Lebensjahre zur Landwehr. Die Kriegs-Marine (Kriegsflotte) in der Nord- und Ostsee ist dazu bestimmt, die Gewässer und Küsten, sowie den Seehandel zu schützen. Der Kieler Hafen und der Jahdebusen sind zu Kriegshäfen bestimmt. Die gesammte Land- und Seemacht ist dazu da, den Staat gegen Angriffe äußerer Feinde, sowie gegen Aufruhr und Empörung im Innern zu schützen. 6. Ihrer Religion nach sind die Bewohner des preußischen Staates Christen; doch leben zerstreut unter diesen auch etwa 314,000 Juden. Die Christen unterscheiden sich nach dem Bekenntnisse ihrer Religion in Evangelische und Katholiken. Die Mehrzahl, fast 2/3 der Bevölkerung, bekennt sich zur evangelischen, und y3 zur katholischen Religion. Die Rheinprovinz, Westphalen, Schlesien und die Provinz Posen sind überwiegend von Katho- liken, dagegen die Provinzen Sachsen, Hessen-Nassau, Han- nover, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Pommern und Preußen" vorherrschend von Evangelischen bewohnt. Juden wohnen in allen Provinzen, die meisten aber in der Provinz Posen. 7. An der Spitze des preußischen Staates und der gesammtcn Verwaltung desselben steht als Regent, Fürst oder Landesherr der König von Preußen: Wilhelm I. Da der König seinen Sitz oder seine Residenz in Berlin hat, so ist diese Stadt die Haupt- oder Residenzstadt des Staates. — Aus dem bisher Gesagten ist leicht einzusehen, welch eine große bürgerliche Gesellschaft ein Staat ist, und daß ein solcher unmöglich von einem Einzelnen, dem Könige allein, verwaltet werden kann: und eben deswegen sind die im Vor- hergehenden genannten Veranstaltungen und Beamten des Staates nöthig, die alle ihre Amtsgewalt im Namen des Königs aus-

2. Nr. 22 - S. 40

1904 - Breslau : Hirt
40 Des Deutschen Reiches Verfassung. 8 61. und wenig anmutig. Hier und da gibt es mit Geröll überlagerte Strecken. In den Flußniederungen ziehen sich häufig lange Snmpfvertiefungen hin; sie werden in Bayern Möser (Einzahl — Moos), in Schwaben Riede genannt. Sie sind für den Ackerbau ganz unbrauchbar. Die Dörfer sind sehr weitläufig angelegt. Im Donautal lagert guter Boden, der viel Ge- treide liefert. — Im Maingebiet ist das Klima mild. Am untern Main und in der Pfalz wird Wein gebaut. Die Bewohner (Franken) zeigen hier mehr Kunstsinn und Gewerbfleiß als die der Bayrischen Hochebene. Sie sind zum Teil evangelisch. — In ganz Bayern ist die Viehzucht bedeutend, besonders in den Alpengegenden. Das Nationalgewerbe ist die Bierbrauerei. Nürnberger Spielwaren und Berchtesgadener Schnitzereien in Holz und Horn erfreuen sich eines Weltrufes. Der Handel ist lebhaft, besonders in Nürnberg und Augsburg. In München, Erlangen, Wiirzburg sind Uni- versitäten. Mehr als % der Bewohner bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche. München, Hptst., an der Isar, 500 000 E., mit herrlichen Bauwerken, Univers., viele Bierbrauereien. In der Nahe ist die Ruhmeshalle, in der die Büsten berühmter Bayern aufbewahrt werden. Augsburg, am Lech, 90 000 E., bedeut. Hdlst. In ihr die Fuggerei, d. i. eine Straße von 50 Häusern, in denen arme, rechtschaffene Leute umsonst Wohnung haben. Die Fuggerei hat ihren Namen von einem Augsburger Handelsherrn, Fugger genannt, der so reich war, daß er an Kaiser Geld leihen konnte. In der Nähe das Lechfeld, wo Otto I. 955 die Ungarn schlug. Ingolstadt, starke Festg. Regens- burg. In der Nähe die Walhalla, ein Marmortempel mit den Bildsäulen berühmter deutscher Männer. Pas sän, schön gelegen an der Mündung des Inn, durch eine Feste geschützt. Würuöerg, a. d. Pegnitz, 260 000 E., erste Handels- und Fabrikstadt Bayerns. „Nürnberger Tand geht durchs ganze Land." Nürnberg hat die altertümliche Bauart großenteils treu bewahrt. An dem obern Stockwerk der Häuser sieht man viele zierliche Erker und Ecktürmchen, am untern überdeckte Säulengänge, Lauben genannt. Die Häuser schauen mit dem Giebel nach der Straße hin und sind mit kunstvollem Schnitzwerk geziert. Auf einem Felsen in der Stadt ragt die kaiserliche Burg hervor, von welcher die Mark Brandenburg ihre ersten Hohenzollern erhielt. Im 15. und 16. Jahrhundert lebten hier Hans Sachs, Dürer, Bischer u. a. Fürth, gewerbreich. Erlangen, evang. Uni- versität. Bayreuth, fabriktätig. Bamberg, bedeutende Gärtnereien. Würzburg, Universität. Kis singen, Badeort. — In Rheinbayern liegen: Spei er und Kaisers- lautern. Speier war eine Zeitlang Begräbnisplatz der deutschen Kaiser. § 61. .Des Deutschen Ziciches Umfassung. a. Der König von Preußen ist deut- scher Erb-Kaiser. Seine Residenz ist Berlin. Er ist der Kriegsherr und oberste Führer aller deutschen Armeen. Die Gesetze werden von dem Bundesrate und dem Reichstage beraten und festgestellt, vom Kaiser, wenn er sic bestätigt, verkündigt. Der Bundesrat besteht aus den Abgesandten der deutschen Regierungen. An der Spitze des Bundesrats steht der Reichskanzler. Die Mitglieder des Reichstags wählt das Volk. Je 100 000 Einw. wählen einen Abgeordneten für einen Zeitranni von 5 Jahren. Wahlberechtigt ist jeder Deutsche nach vollendetem 25. Jahre. Die Wahl erfolgt unmittelbar durch Abgabe ge- schlossener Stimmzettel. — Der Bundesrat und der Reichstag halten ihre Versammlungen in Berlin ab. — b. Das Reich hat eine gemeinsame Kriegsmacht, welche unter dem Kaiser steht. Sie zerfällt in das Landheer und in die Seemacht (Kriegsmarine). Das Landheer besteht aus Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Pionieren und Train-Kolonnen. Auch sind besondere Abteilungen zum Krankendienste, sowie für Eisenbahn-, Luftschiff- fahrt- und Telegraphen-Verwaltung bestimmt. Zur Kavallerie gehört die leichte Reiterei (Husaren und Dragoner) und die schwere Reiterei (Ulanen und Kürassiere); neuerdings ist die gesamte Kavallerie mit Lanzen bewaffnet. Die Artillerie zerfällt in Festungs- und

3. Nr. 22 - S. 41

1904 - Breslau : Hirt
§62. Rückblick auf das Deutsche Reich. 41 Feld-Abteilungen. Bei letzteren gibt es auch Batterien, deren Mannschaften beritten sind. Die Pioniere haben Brücken zu bauen, Minen zu graben und Schanzen herzustellen. Die Train-Kolonnen versorgen die Truppen mit Nahrung und Schießbedarf. Kiel und Wil- helmshaven sind Reichskriegshäfen. Unter dem Schutze des Reiches stehen alle deutschen Handelsschiffe. Man erkennt sie an der gemeinsamen Flagge; ihre Farben sind schwarz- weiß-rot. — Jeder wehrfähige Deutsche ist bis zum 45. Lebensjahre wehrpflichtig. Die aktive Dienstpflicht dauert für die Mannschaften der Kavallerie und der reitenden Feld- Artillerie 3, für alle übrigen Mannschaften 2 Jahre, und die Reservepflicht für jene 4, für diese 5 Jahre. Nachher gehört der Soldat bis zum vollendeten 39. Lebensjahre der Land- wehr an. — Zum Landsturm, der nur in Fällen größter Not einberufen werden kann, zählen alle Wehrpflichtigen, auch wenn sie nicht gedient haben. — Auf Grund eines „Be- rechtigungsscheines" können junge Leute von Bildung ihrer Dienstpflicht in einem Jahre genügen (Einjährig-Freiwillige). Sie haben im Frieden für Wohnung, Bekleidung, Ver- pflegung selbst zu sorgen. — e. Die Postanstalten und Telegraphen der einzelnen Bundes- staaten mit Ausnahme von Bayern stehen unter der Verwaltung des Reiches und sind kaiserlich. Auch gemeinsame Maße, Gewichte und Münzen sind im ganzen Reiche einge- führt. Dadurch und durch die Aufhebung der Ein- und Ausgangszölle ist der Verkehr zwischen den emzelnen Staaten sehr erleichtert. § 62. Wückbkick auf das Deutsche Weich. a. Das Deutsche Reich umfaßt etwa 540 000 qkm. Reihenfolge der deutschen Einzelstaatcn nach dem Flächeninhalt in qkm: 1. Preußen. . 2. Bayern . . 3. Württemberg 4. Baden . . 5. Sachsen. . 6. Elsaß-Lothringen 7. Mecklenburg- Schwerin . . 8. Hessen........ 9. Oldenburg. . . 350 000 76 000 19 500 15 000 15 000 14 500 13 160 7 700 6 400 10. Braunschweig . 3 700 11. Sachsen-Weimar 3 600 12. Mecklenbnrg- Strelitz . . . 3 000 13. S.-Meiningen . 2 500 14. Anhalt .... 2300 15. S.-Cobnrg-Gotha 2 000 16. S.-Altenburg. . 1300 17. Lippe.........1 200 18. Waldeck.... 1100 19. Schwarzbnrg-Ru- dolstadt.... 940 20. Schwarzbnrg-Son- dershausen . . 860 21. Reuß jüngere Linie 830 22. Hamburg .... 410 23. Schaumburg-Lippe 340 24. Reuß ältere Linie 320 25. Lübeck............300 26. Bremen............250 Die deutschen Besitzungen in fremden Erdteilen siehe ß 110. I). Deutschland hat 5673 Mill. E. Die Deutschen (etwa 52 Mill.) scheiden sich ihrer Mundart (Dialekt) nach in Oberdeutsche (im S.) und Nieder- oder Plattdeutsche (im N.). Als Schriftsprache und Sprache der Gebildeten ist seit dem 16. Jahrhundert das Hoch- deutsche im Gebrauch. Die Nichtdeutschen wohnen hauptsächlich in den Grenzgegenden, seltener in sogenannten Sprachinseln: Polen in Oberschlesien, Posen, Westpreußen; mit ihnen verwandt sind die Masuren in Ostpreußen, die Kassuben in Westprcußcn, die Wenden zu beiden Seiten der Spree von Bautzen bis nördl. von Kottbus. Litauer wohnen in Ostpreußen, Dänen in Schleswig, Franzosen in Elsaß-Lothringen, Wal- lonen in der Rheinprovinz. — Fast 2/3 der Bevölkerung sind protestantisch, etwas mehr als 73 römisch-katholisch; gegen 100 000 gehören andern Konfessionen an. Die Zahl der Juden beträgt etwa 600 000. Der N. ist vorwiegend protestantisch; nur im O., wo die Polen stark vertreten sind, im W. um Trier, Cöln, Münster, Paderborn und teilweise in Süddeutschland überwiegen die Katholiken. Protestantisch sind seit der Zeit der Reformation geblieben die Gebiete von Ansbach, Bayreuth, Nürnberg, Württemberg, Hessen-Darm- stadt, Pfalz. Juden wohnen besonders in Berlin, in den polnischen Gegenden, ferner in Elsaß-Lothringen, um Speier, Mainz, Würzburg und Bamberg. •— Im norddeutschen Flachlande beträgt die Dichtigkeit im Durchschnitt 55 E. auf 1 qkm; doch sind manche Strecken weit schwächer bevölkert, so die Seenplatten des nördlichen Landrückens, die Moor- gegenden, die Eifel, das Sauerland, der Spreewald u. a.; andere Gebiete wiederum sind bedeutend dichter bewohnt, so besonders die Marschen und sonstige fruchtbare Gegenden. Zu den am dichtesten bewohnten Gegenden Deutschlands gehören der Nordrand der deutschen Mittelgebirge von Oberschlesien bis nach Westfalen hinein, und das ganze Rheingebiet, sowie das Neckartal. Hier beträgt die Volksdichtigkcit zwischen 150 — 250 Bewohner auf 1 qkm.

4. Nr. 23 - S. 41

1904 - Breslau : Hirt
§62. Rückblick auf das Deutsche Reich. 41 Feld-Abteilungen. Bei letzteren gibt es auch Batterien, deren Mannschaften beritten sind. Die Pioniere haben Brücken zu bauen, Minen zu graben und Schanzen herzustellen. Die Train-Kolonnen versorgen die Truppen mit Nahrung und Schießbedarf. Kiel und Wil- helmshaven sind Reichskriegshäfen. Unter dem Schutze des Reiches stehen alle deutschen Handelsschiffe. Man erkennt sie an der gemeinsamen Flagge; ihre Farben sind schwarz- weiß-rot. — Jeder wehrfähige Deutsche ist bis zum 45. Lebensjahre wehrpflichtig. Die aktive Dienstpflicht dauert für die Mannschaften der Kavallerie und der reitenden Feld- Artillerie 3, für alle übrigen Mannschaften 2 Jahre, und die Reservepflicht für jene 4, für diese 5 Jahre. Nachher gehört der Soldat bis zum vollendeten 39. Lebensjahre der Land- wehr an. — Zum Landsturm, der nur in Fällen größter Not einberufen werden kann, zählen alle Wehrpflichtigen, auch wenn sie nicht gedient haben. — Auf Grund eines „Be- rechtigungsscheines" können junge Leute von Bildung ihrer Dienstpflicht in einem Jahre genügen (Einjährig-Freiwillige). Sie haben im Frieden für Wohnung, Bekleidung, Ver- pflegung selbst zu sorgen. — c. Die Postanstalten und Telegraphen der einzelnen Bundes- staaten mit Ausnahme von Bayern stehen unter der Verwaltung des Reiches und sind kaiserlich. Auch gemeinsame Maße, Gewichte und Münzen sind im ganzen Reiche einge- führt. Dadurch und durch die Aufhebung der Ein- und Ausgangszölle ist der Verkehr zwischen den einzelnen Staaten sehr erleichtert. 8 62. Rückblick auf das Deutsche Weich. a. Das Deutsche Reich umfaßt etwa 540 000 qkra. Reihenfolge der deutschen Einzelstaatcn nach dem Flächeninhalt in qkm: 1. Preußen. . . . 350 000 10. Braunschweig . 3 700 19. Schwarzbnrg-Ru- 2. Bayern .... 76 000 11. Sachsen-Weimar 3 600 dolstadt.... 940 3. Württemberg. . 19 500 12. Mecklenburg- 20. Schwarzburg-Son- 4. Baden .... 15 000 Strelitz . . . 3 000 dershansen . . 860 5. Sachsen.... 15 000 13. S.-Meiningen . 2 500 21. Reuß jüngere Linie 830 6. Elsaß-Lothringen 14 500 14. Anhalt .... 2 300 22. Hamburg .... 410 7. Mecklenburg- 15. S.-Coburg-Gotha 2 000 23. Schaumburg-Lippe 340 Schwerin . . 13 160 16. S.-Altenburg. . 1300 24. Reuß ältere Linie 320 8. Hessen 7 700 17. Lippe 1200 25. Lübeck 9. Oldenburg . . . 6 400 18. Waldeck.... 1100 26. Bremen 250 Die deutschen Besitzungen in fremden Erdteilen siehe s 110. d. Deutschland hat 56^/z Mill. E. Die Deutschen (etwa 52 Mill.) scheiden sich ihrer Mundart (Dialekt) nach in Oberdeutsche (im S.) und Nieder- oder Plattdeutsche (in: N.). Als Schriftsprache und Sprache der Gebildeten ist seit dem 16. Jahrhundert das Hoch- deutsche im Gebrauch. Die Nichtdeutschen wohnen hauptsächlich in den Grenzgegenden, seltener in sogenannten Sprachinseln: Polen in Oberschlesien, Posen, Westpreußen; mit ihnen verwandt sind die Masuren in Ostpreußen, die Kassuben in Westpreußen, die Wenden zu beiden Seiten der Spree von Bautzen bis nördl. von Kottbus. Litauer wohnen in Ostpreußen, Dänen in Schleswig, Franzosen in Elsaß-Lothringen, Wal- lonen in der Rheinprovinz. — Fast % der Bevölkerung sind protestantisch, etwas mehr als l/z römisch-katholisch; gegen 100 000 gehören andern Konfessionen an. Die Zahl der Juden betrügt etwa 600 000. Der N. ist vorwiegend protestantisch; nur im O., wo die Polen stark vertreten sind, im W. um Trier, Cöln, Münster, Paderborn und teilweise in Süddeutschland überwiegen die Katholiken. Protestantisch sind seit der Zeit der Reformation geblieben die Gebiete von Ansbach, Bayreuth, Nürnberg, Württemberg, Hessen-Darm- stadt, Pfalz. Juden wohnen besonders in Berlin, in den polnischen Gegenden, ferner in Elsaß-Lothringen, um Speier, Mainz, Würzburg und Bamberg. — Im norddeutschen Flachlande beträgt die Dichtigkeit im Durchschnitt 55 E. auf 1 qkm; doch sind manche Strecken weit schwächer bevölkert, so die Seenplatten des nördlichen Landrückens, die Moor- gegenden, die Eifel, das Sauerland, der Spreewald n. a.; andere Gebiete wiederum sind bedeutend dichter bewohnt, so besonders die Marschen und sonstige fruchtbare Gegenden. Zu den am dichtesten bewohnten Gegenden Deutschlands gehören der Nordrand der deutschen Mittelgebirge von Oberschlesien bis nach Westfalen hinein, und das ganze Rheingebiet, sowie das Neckartal. Hier beträgt die Volksdichtigkeit zwischen 150—250 Bewohner auf 1 qkm.

5. Nr. 23 - S. 40

1904 - Breslau : Hirt
40 Des Deutschen Reiches Verfassung. §61. und wenig anmutig. Hier und da gibt es mit Geröll überlagerte Strecken. In den Flußniederungen ziehen sich häufig lange Sumpfvertiefungen hin; sie werden in Bayern Möser (Einzahl = Moos), in Schwaben Riede genannt. Sie sind für den Ackerbau ganz unbrauchbar. Die Dörfer find sehr weitläufig angelegt. Im Donautal lagert guter Boden, der viel Ge- treide liefert. — Im Maingebiet ist das Klima mild. Am untern Main und in der Pfalz wird Wein gebaut. Die Bewohner (Franken) zeigen hier mehr Kunstsinn und Gewerbfleiß als die der Bayrischen Hochebene. Sie sind zum Teil evangelisch. — In ganz Bayern ist die Viehzucht bedeutend, besonders in den Alpengegenden. Das Nationalgewerbe ist die Bierbrauerei. Nürnberger Spielwaren und Berchtesgadener Schnitzereien in Holz und Horn erfreuen sich eines Weltrufes. Der Handel ist lebhaft, besonders in Nürnberg und Augsburg. In München, Erlangen, Würzburg sind Uni- versitäten. Mehr als 3/4 der Bewohner bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche. München, Hptst., an der Isar, 500000 E., mit herrlichen Bauwerken, Univers., viele Bierbrauereien. In der Nähe ist die Ruhmeshalle, in der die Büsten berühmter Bayern aufbewahrt werden. Augsburg, am Lech, 90 000 E., bedeut. Hdlst. In ihr die Fuggerei, d. i. eine Straße von 50 Häusern, in denen arme, rechtschaffene Leute uinsonst Wohnung haben. Die Fuggerei hat ihren Namen von einem Augsburger Handelsherrn, Fugger genannt, der so reich war, daß er an Kaiser Geld leihen konnte. In der Nähe das Lechfeld, wo Otto I. 955 die Ungarn schlug. Ingolstadt, starke Festg. Regens- burg. In der Nähe die Walhalla, ein Marmortempel mit den Bildsäulen berühmter deutscher Männer. Passau, schön gelegen an der Mündung des Inn, durch eine Feste geschützt. Würnöerg, a. d. Pegnitz, 260 000 E., erste Handels- und Fabrikstadt Bayerns. „Nürnberger Tand geht durchs ganze Land." Nürnberg hat die altertümliche Bauart großenteils treu bewahrt. An dein obern Stockwerk der Häuser sieht man viele zierliche Erker und Ecktürmchen, am untern überdeckte Säulengänge, Lauben genannt. Die Häuser schauen mit dem Giebel nach der Straße hin und sind mit kunstvollem Schnitzwerk geziert. Auf einem Felsen in der Stadt ragt die kaiserliche Burg hervor, von welcher die Mark Brandenburg ihre ersten Hohenzollern erhielt. Im 15. und 16. Jahrhundert lebten hier Hans Sachs, Dürer, Bischer u. a. Fürth, gewerbreich. Erlangen, evang. Uni- versität. Bayreuth, fabriktätig. Bamberg, bedeutende Gärtnereien. Würzburg, Universität. Kissing en, Badeort. — In Rheinbayern liegen: Spei er und Kaisers- lautern. Speier war eine Zeitlang Begräbnisplatz der deutschen Kaiser. § 61. Des Deutschen Reiches Merfassung. a. Der König von Preußen ist deut- scher Erb-Kaiser. Seine Residenz ist Berlin. Er ist der Kriegsherr und oberste Führer aller deutschen Armeen. Die Gesetze werden von dem Bundesrate und dem Reichstage beraten und festgestellt, vom Kaiser, wenn er sie bestätigt, verkündigt. Der Bundesrat besteht aus den Abgesandten der deutschen Regierungen. An der Spitze des Bundesrats steht der Reichskanzler. Die Mitglieder des Reichstags wählt das Volk. Je 100 000 Einw. wählen einen Abgeordneten für einen Zeitraum von 5 Jahren. Wahlberechtigt ist jebec Deutsche nach vollendetem 25. Jahre. Die Wahl erfolgt unmittelbar durch Abgabe ge- schlossener Stimmzettel. — Der Bundesrat und der Reichstag halten ihre Versammlungen in Berlin ab. — b. Das Reich hat eine gemeinsame Kriegsmacht, welche unter dem Kaiser steht. Sie zerfällt in das Landheer und in die Seemacht (Kriegsmarine). Das Landheer besteht aus Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Pionieren und Train-Kolonnen. Auch sind besondere Abteilungen zum Krankendienste, sowie für Eisenbahn-, Luftschiff- fahrt- und Telegraphen-Verwaltung bestimmt. Zur Kavallerie gehört die leichte Reiterei (Husaren und Dragoner) und die schwere Reiterei (Ulanen und Kürassiere); neuerdings ist die gesamte Kavallerie mit Lanzen bewaffnet. Die Artillerie zerfällt in Festungs- und

6. Realienbuch - S. 59

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 59 vierten Entdeckungsreise erlitt er Schiffbruch und gelangte erst nach langer Zeit und mancherlei Not wieder nach Spanien. Krans und einsam ist er bald darauf gestorben, bis an sein Lebensende fest überzeugt, Indien gefunden zu haben. Erst später stellte es sich heraus, daß Kolumbus einen bisher unbekannten Erdteil, Rmerika, entdeckt hatte. e) Vasco da Gama findet den Seeweg nach Indien. Sechs Fahre danach segelte der Portugiese Vasco da Gama um Rfrüa herum und fand endlich den See- weg nach Indien. Durch diese Entdeckungen nahm der Weltverkehr allmählich andre Wege. Die Portugiesen, die Spanier und besonders die Holländer •— später auch die Engländer bemächtigen sich des Handels. Die deutschen Städte hatten den Schaden davon, denn sie mutzten ihre waren nun von Lissabon und Rmsterdam beziehen. Ruch die früher so einflutzreiche Hansa verlor nach und nach ihre wacht und ihr Rnsehen. 2. Dar Schießpulver. Die Kenntnis des Schießpulvers, dessen Erfindung man fälschlich dem Mönche Berthold Schwarz aus Freiburg i. B. zugeschrieben hat, ist von Ostasien her nach dem Rbendlande gedrungen. Zunächst schoß man nur aus Kanonen große Steine und später auch eiserne Kugeln. Um das Jahr l400 fing man an, Handfeuerwaffen herzustellen. Da diese aber sehr schwer waren, konnte sie der Schütze beim Zielen nicht halten. Er legte sie deshalb auf eine Gabel, die er immer mit sich führte. Dann schüttete er Pulver aus das Zündloch und hielt eine glimmende Lunte daran. Bei Kegen wurde das Pulver naß und die Büchse unbrauch- bar. Rm Ende des l6. Jahrhunderts kamen die Steinschloßgewehre auf. Bei ihnen schlug ein Stück Feuerstein aus Stahl, so daß Funken sprühten, die das Pulver ent- zündeten. Neben dem Feuergewehre blieb aber die Rrmbrust noch lange in Gebrauch. Gegen die Feuerwaffen boten die Burgen und festen Städte, sowie die schweren Küstungen der Kitter keinen rechten Schutz. Es trat infolgedessen allmählich eine große Ver- änderung im Kriegswesen ein. 3. Die frommen Landsknechte. Die Kriege der Schweizer mit den Heeren der Habsburger halten gezeigt, daß die schwer gepanzerten Kitter dem beweglichen Fußvolke nicht gewachsen waren. Da es auch immer sehr lange Zeit dauerte, bis die Kaiser und die großen Fürsten ihre Lehnsleute zu einem Kriege zusammenbrachten, fing man an, Fuß- knechte zu mieten. So kamen die Söldnerheere der Landsknechte auf. Drohte ein Krieg, so be- auftragte der Landesfürst einen erprobten Kriegsobersien mit der Rufstellung eines Heeres. Dieser erwählte die Hauptleute und ließ die Werbetrommel in Städten und Dörfern rühren. Da strömten aus allen Ländern verwegene Gesellen herzu, die meist schon früher um Sold gedient hatten; aber auch zahlreiche Bauernsöhne und arme Edelleute nahmen Handgeld. Der monat- liche Sold betrug etwa 20 Mark. Büchsenschützen und Leute, die mit Brust- und Kückenpanzer, Rrm- und Beinschienen ausgerüstet waren, erhielten als ,,Doppelsöldner" höheren Lohn. Die Offiziere wurden sehr hoch bezahlt. Ein bekannter Landsknechtführer war Georg von Frunds- berg, den man „den Vater der Landsknechte" nannte. Die Kleidung besorgte sich jeder selbst. Sie bestand aus einer Lederjacke mit geschlitzten Rrmeln, aus einer kurzen, weiten Hose, langen Strümpfen und derben Schuhen. Der Kopf war mit einer Stahlhaube bedeckt. Rls Waffe diente ein Spieß von 4-6m Länge und ein mächtiges zweihändiges Schwert. Man teilte die Landsknechte in Gruppen von ungefähr 400 Mann ein, von denen 25 — 30 mit Büchsen versehen waren. Jedes dieser „Fähnlein" hatte einen Hauptmann, einen Leutnant, einen Feldwebel und einen Fähnrich, der ein kräftiger Mann sein mußte; denn die Fahne war gewaltig groß und schwer. Ruch ein Trommler und ein Pfeifer gehörten dazu. Ein wichtiges Rmt im Söldnerheere hatte der profoß, der Verräter und andre Ver- brecher anklagte. Das Urteil sprachen die Landsknechte selbst, hatte der Rngeklagte den Tod

7. Realienbuch - S. 117

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 117 gerühmt. Er ist auch sein Leben lang in Wesen und Lebensweise einfach geblieben und hat bis zum Tode durch eiserne pflicht- treue seinem Volke ein leuchtendes Vorbild gegeben, von Jugend an zeigte der Prinz eine Vorliebe für den Soldatenstand und erwarb sich bald eine gründliche Kennt- nis des militärischen Dienstes. Im Jahre 1814 begleitete er seinen Vater in den Krieg und zog zweimal mit in Paris ein. Ms er älter geworden war, nahm er in der Rrmee bald eine führende Stel- lung ein. Im Jahre 1829 vermählte er sich mit der geistvollen Prinzessin Rugusta von Sachsen-Weimar. Die The wurde mit zwei Kindern gesegnet, dem nachmaligen Kronprinzen Friedrich Wil- Wilhelm I. Helm und der Prinzessin Luise, die sich später mit dem Großherzoge von Baden vermählte. — Rn der Spitze der preußischen Truppen warf Prinz Wilhelm 1848 den in Baden ausgebrochenen Volksaufstand nieder. (S. 114,4.) Ms Friedrich Wilhelm Iv. 1858 in Krankheit verfiel, übernahm er unter dem Titel „Prinzregent" für ihn die Regierung und bestieg 1861 nach dem Tode seines Bruders den preußischen Königsthron. Tr ließ sich mit seiner Gemahlin in Königsberg feierlich krönen. 2. Verbesserung der Leerer. Wenn Preußen das alte Rnsehen, das es durch den vertrag von Olmütz eingebüßt hatte, wiedererlangen wollte, so bedurfte es eines starken Heeres. Seine erste Rufgabe erblickte König Wilhelm daher in der Verbesserung und Vermehrung der Truppen, deren Zahl nicht mehr im rechten Verhältnisse zu der angewach- senen Bevölkerung stand. Die Rnzahl der Regimenter wurde neröoppelt; die Fußtruppen wurden mit dem Zündnadelgewehre bewaffnet; die Rrtillerie erhielt gezogene hinterlade- kanonen. Um das Heer schneller kriegsbereit machen zu können, trennte der Kriegs- minister von Roon, der den König in diesen Fragen beriet, die Landwehr von den jüngeren Soldaten und bildete aus ihr besondere Truppenteile. Die dreijährige Dienst- zeit wurde streng durchgeführt. — Bei diesen Plänen stieß der König aber auf den Widerstand des Abgeordnetenhauses, das die dazu nötigen Geldmittel nicht bewilligen wollte. Um diö schwierigen Verhandlungen mit der Volksvertretung zu führen, wurde der bisherige Gesandte in Paris, Otto von Bismarck, vom Könige an die Spitze der Regierung berufen. - 3. (Dtto von Bismarck, geboren 1815 in Schönhausen, stammte aus einer Höelsfamitie der Rltmark. Er besuchte in Berlin das Gymnasium zum grauen Kloster und studierte in Göttingen und Berlin die Rechte. Dann trat er in den Staatsdienst, verließ diesen aber wieder und bewirtschaftete seine väterlichen Güter an der Elbe. In der Heimat erwarb er sich bald ver- trauen und wurde zum Deichhauptmann gewählt, dem die (Oberaufsicht über die schützenden Elbdämme oblag. 1847 kam er als Abgeordneter in den Landtag, wo er mit großer Schärfe die Rechte des Königs vertrat. Er wurde deshalb auch von Friedrich Wilhelm Iv. zum Ge- sandten beim Bundestage in Frankfurt ernannt. Dort erkannte Bismarck, daß eine Einigung des deutschen Vaterlandes nie möglich sein werde, solange beide Großmächte, Österreich und Zranke-Schmeil, Realienbuch Ausg. A. tz Geschichte. 2. stufl. 8 Wilhelm I.

8. Realienbuch - S. 132

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
132 Geschichte. I wald hat der große, eiserne Kanzler, „der getreue Eckart" des deutschen Volkes, nicht wieder verlassen. In Friedrichsruh schloß er am 30. Juli 1898 die Rügen zur ewigen Ruhe. Sein Grabmal trägt die von ihm selbst bestimmte Inschrift: „Fürst v. Bismarck, ein treuer, deutscher Diener Kaiser Wilhelms I". 5. Heer und Flotte. Unermüdliche Urbeit verwendet Kaiser Wilhelm darauf, das Heer schlagfertig zu erhalten. Der wachsenden volkszahl entsprechend, ist es ver- mehrt worden und zählt jetzt in Friedenszeiten über eine halbe Million Soldaten. Da die Dienstzeit bei den meisten Waffengattungen auf zwei Iahre herabgesetzt ist, muß mit erhöhtem Eifer an der Ausbildung der Soldaten gearbeitet werden. — Sodann hat sich Kaiser Wilhelm die besondere Aufgabe gestellt, eine achtunggebietende Flotte zu schaffen. Torpedoboot und Panzerschiff. Das deutsche Gewerbe hat sich gewaltig entwickelt. Millionen von Urbeitern stellen nur waren her, die nach dem Auslande verkauft werden, so daß Deutschland eine welt- handelsmacht geworden ist. „Deutschlands Zukunft liegt auf dem Wasser!" Um den Absatz der Handelserzeugnisse in überseeischen Ländern zu sichern und die Machtstellung des Reiches zu erhalten, ist dem deutschen Volke eine Flotte „bitter not". Der im Iahre 1895 fertiggestellte Kaiser Wilhelms-Kanal ermöglicht eine schnelle, ungehinderte Vereinigung der Nordsee- und Gstseegeschwader. Admiral Prinz Heinrich, der Bruder des Kaisers, ist von Iugend auf für den Seemannsberuf erzogen und nimmt in der Kriegsflotte dre höchste Stellung ein; ein Sohn des Kaisers, Prinz Adalbert, gehört ebenfalls der Marine an. 6. Die Kämpfe in China. Heer und Flotte haben auch in den letzten Iahren ihre Tüchtigkeit beweisen müssen. In Peking, der Hauptstadt Chinas, wurde 1900 der deutsche Gesandte meuchlerisch ermordet, und chinesische Soldaten schlossen die europäischen

9. Realienbuch - S. 90

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
90 Geschichte. Große Kurfürst hatte seinen Nachkommen eingeschärft, beim Nussterben der Habsburger An- spruch auf die schlesischen Herzogtümer zu erheben. Maria Theresia aber nahm mutig den Kampf um ihr Erbe und die Kaiserkrone auf. 5. Der Erste Schlesische Krieg. Friedrich bot Maria Theresia an, ihr gegen ihre Feinde zu helfen und die Wahl ihres Gemahls zum Kaiser zu unterstützen, wenn sie ihm Schlesien überließe. Sie lehnte jedoch das Ansinnen des Königs ab, das nach ihrer Meinung unerhört war. Da überschritt dieser schnell entschlossen mit 20 000 Mann die österreichische Grenze und nahm in kurzer Zeit den größten Teil Schlesiens, wo nur geringe kaiserliche Besatzungen standen, in Besitz. Im Jahre 1741 kam es zwischen Österreichern und Preußen zu der Schlacht bei Mollwitz. Gleich zu Knfang warf die österreichische Keiterei die preußische völlig über den Haufen. Sodann aber zeigte sich die Überlegenheit des preußischen Fußvolks. Unerschütterlich hielt es den feindlichen Ueitern stand, ging hierauf unter dem Oberbefehl des Generals Grafen Schwerin wie eine „lebende Mauer" in schnurgeraden Linien enggeschlossen auf den Feind los und schlug ihn gänzlich in die Flucht. — 3m folgenden Jahre besiegte Friedrich die Österreicher nochmals. Da schloß Maria Theresia, die von ihren andern Feinden hart bedrängt war, mit ihm den Frieden zu Breslau, in dem sie Schlesien mit der Grafschaft Glatz an Preußen abtrat. (Karte!) — Friedrich richtete in der neuerworbenen Provinz sogleich preußische Verwaltung ein, hob Truppen aus und baute Festungen. Außerdem ver- besserte er seine Keiterei und sammelte einen Kriegsschatz; denn er wußte wohl, daß Maria Theresia versuchen würde, Schlesien zurückzuerobern. 6. Der Zweite Schlesische Urieg. Nach dem Frieden von Breslau hatte sich Maria Theresias Lage erheblich gebessert. Der Kurfürst von Bayern, der als Karl Vii. deutscher Kaiser geworden war, wurde von ihr aus seinem Lande vertrieben. Dann richtete sie ihr Augenmerk auf die Wiedererwerbung Schlesiens, „der perle in der Krone des Hauses Österreich", und schloß mit dem Kurfürsten von Sachsen zu diesem Zwecke ein Bündnis. Da zog Friedrich zum zweiten Male das Schwert und rückte in Böhmen ein. Bei hohenfriedberg (1745) fiel er unvermutet über die vereinigten Österreicher und Sachsen her und erfocht einen herrlichen Sieg. Die preußische Keiterei tat sich hier glänzend hervor. Die Bayreuth-Dragoner überritten 18 feindliche Bataillone und eroberten 66 Fahnen. Koch in demselben Jahre schlug Leopold von Anhalt-Dessau die sächsischen Truppen bei Kesselsdorf. Bald darauf wurde in Dresden der Friede ge- schlossen (1745). Friedrich blieb im Besitz von Schlesien, erkannte aber Maria Theresias Gemahl Franz als Kaiser an. — Durch die beiden ersten Schlesischen Kriege war Preußens Macht so gestiegen, daß es im deutschen Keiche ebenbürtig neben Österreich trat; zugleich war es eine Großmacht geworden, deren Stimme im Kate der Völker Europas gehört werden mußte. Den jungen Preußenkönig aber nannte man „Friedrich den Großen". 7. Zehn Jahre Friedenzzeit. In der nun folgenden Friedenszeit war der König eifrig für das wohl des Landes tätig. Das Heer vermehrte er auf 140 000 Mann und führte zur Ausbildung der Truppen alljährliche große Herbstübungen (Manöver) ein. Er sammelte auch einen Kriegsschatz von 14 Millionen Talern. — Erholung fand Friedrich in der Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaft. Kuf einer Anhöhe bei Potsdam ließ er nach selbstentworfenen Plänen das Lustschloß Sanssouci (Ohne Sorge) errichten und ver- sammelte dort einen Kreis gelehrter Männer um sich. Der König schmückte sein Schloß mit herrlichen Gemälden und mit auserlesenen Werken der Bildhauerei. Eifrig pflegte er die Musik und spielte selbst bei den abendlichen Konzerten meisterlich die Flöte. In Berlin

10. Realienbuch - S. 60

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
60 Geschichte. I verdient, so wurde er zwischen die Knechte getrieben, die sich in zwei Reihen aufgestellt hatten, und von ihnen mit den Spießen niedergestoßen, vor dem Kampfe knieten die Landsknechte nieder zum Gebet (..fromme Landsknechte"),' dann warf jeder eine Handvoll Erde hinter sich zum Zeichen, daß er mit dem Leben abgeschlossen hatte, voran rückte der „verlorene Haufen", der den Rngriff eröffnete; darauf folgte die im Viereck aufgestellte Hauptmasse des Heeres in wuchtigem Schritt. — Ein Landsknechthaufe wurde von einer großen Zahl von Weibern und" Kindern, dem „Troß", begleitet. Ruf l000 Kämpfer rechnete man 3000 Troßleute. Das Leben der Landsknechte war roh und zügellos. Trunk, Würfelspiel und gotteslästerliches Fluchen waren etwas Alltägliches. Die Bauern wurden von ihnen oft furchtbar gebrandfchatzt, besonders wenn der Sold nicht pünktlich bezahlt worden war. wurde ein Heer entlassen, dann streiften die herrenlosen Knechte zum Schrecken des schutzlosen Landvolkes raubend und mordend umher. — Später warb man auch Reiter an; sie bildeten gewöhnlich Kompanien von 100 Pferden. Da die Unterhaltung eines Söldnerheeres sehr teuer war, konnten nur mächtige Fürsten Landsknechte anwerben. Sie zwangen mit ihnen aufrührerische Ritter und Städte zum Gehorsam, so daß die Macht der Fürsten bedeutend stieg. 4. Das Reichsheer. Reben den Söldnerheeren bestand noch das Reichsheer. Es setzte sich aus Rittern mit ihren Knechten und aus dem Rufgebote der Städte zusamnien. Später mußte jeder Reichsstand, d. h. jeder Landesherr und jede Reichsstadt, zu ihm nach der Größe seines Gebietes Reiter und Fußvolk senden. So stellten z. B. zu den 1300 Reitern und 2700 Fußknechten, die der schwäbische Kreis aufzubringen hatte, 93 verschiedene Landes- herren ihre Mannen. Mit solchen zusammengewürfelten Kriegern konnte man natürlich nur wenig ausrichten. Daher wurde das deutsche Reichsheer nach und nach zum Gespött der ganzen Welt. 5. Erfindung des Buchdrucks. Die Buchdruckerkunst ist aus der Holzschneidekunst hervorgegangen. Schon seit längerer Zeit schnitt man Bilder auf einer Holzplatte aus und druckte sie dann beliebig oft ab. Später gab man den Bildern lange Unterschriften und stellte mehrere zu kleinen Büchern zusammen. Freilich konnte man die mühsam ge- schnitzten holztafeln nicht weiter verwenden. Da kam Johann Gutenberg aus Mainz auf den Gedanken, die Schriftzeichen einzeln herzustellen, so daß man sie beliebig zusammensetzen und wieder auseinandernehmen konnte. Er schnitt sie erst in Stäbchen aus Buchenholz (Buchstaben); später goß er sie aus Metall. In Gemeinschaft mit dem reichen Goldschmiede Johann Fust und dessen Schwiegersöhne, dem Bücher- abschreiber Peter Schösser, errichtete er in Mainz die erste Buchdruckerei. Da seine Geschäftsteilnehmer aber sehr eigennützig waren, geriet Gutenberg in Schulden und mußte Mainz verlassen. Er ist in Urmut gestorben. Das erste gedruckte Buch war eine lateinische Bibel (1456); fünf Jahre später erschien das erste in deutscher Sprache- gedruckte Buch. Durch die Buchdruckerkunst, die sich von Mainz aus bald weiter- verbreitete, wurden die Bücher erheblich billiger. Blätter mit Neuigkeiten ließen sich schnell in großer Zahl Herstellen. Dadurch wurde die Fertigkeit des Lesens und der Drang nach Bildung unter dem Volke allgemeiner. 6. Erneuerung der Wissenschaft. Nus geistigem Gebiete vollzog sich am Ende des Mittelalters eine große Umwälzung. Bis 1453 Nonstantinopel von dem Türken erobert worden war (S. 57, 5), flohen viele griechische Gelehrte nach dem Abendlands. Sie brachten die Kenntnis der griechischen und hebräischen Sprache mit und regten zur Beschäftigung mit den Schriften der alten griechischen Denker und Dichter an. Seitdem begannen die Gelehrten des Abendlandes, die heilige Schrift, die ursprünglich in griechischer und hebräischer Sprache versaßt war, wieder in der Ursprache zu lesen.
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